Aufklärung

"Aufklärung" heißt: Man soll nicht einem vermeintlichen Weisen folgen, sondern "selbst denken". Das ist die klassische, von Kant formulierte Auffassung.

Konkret: Jeder einzelne Mensch soll sich seines eigenen Verstandes bedienen. Und möglichst alle Menschen sollen über die Dinge, die alle angehen, mit allen anderen gleichberechtigt – "herrschaftsfrei" – diskutieren: streiten. Kommunikation im Sinne der Aufklärung muß dialogisch sein, also "interaktiv"; und sie muß alle Menschen einzubinden versuchen, sie muß global sein: Alle Kommunikations- und Lebensformen müssen ihre Sichtweisen einbringen können.

Philosophische Kommunikation hat traditionell immer schon eine Dialog-Form. Schon das Wort "Dialektik" läßt sich herleiten aus "Rede-Gegenrede". Diese traditionelle Sichtweise geht von folgendem aus: Für das Entstehen unserer Weltbilder ist die Dialog-Struktur richtig, weil keiner der Menschen in der Lage ist, das einzig "wahre Weltbild" zu haben. Wäre dies der Fall, dann hätten wir einen Philosophenkönig wie Platon ihn skizzierte, und dem müßten wir in der Tat alle zuhören und gehorchen. Angebracht wäre dann – und: nur dann! – eine monologische Struktur, wie wir sie kennen aus Vorlesungen und Predigten. Da das aber nicht so ist, müssen wir versuchen, uns gegenseitig klüger zu machen. Wir müssen uns in der Kommunikation – im Streit! - gegenseitig über Vorurteile und blinden Flecken aufklären. Genau das ist eben "Aufklärung".

 

© M.W.Funken 1997 Email. Update: 26.06.1997