Philosophie

Philosophie: die Suche nach Weisheit. Nicht deren Besitz, nicht deren Verachtung. Wer philosophiert – nach Weisheit sucht - , der nimmt zweierlei an: daß es Weisheit gibt, und daß er sie nicht hat. Doch wer nicht nach Weisheit sucht – weil er glaubt, sie gefunden zu haben oder weil er glaubt, da sei nichts zu finden – der philosophiert nicht. Philosophieren ist also ein dynamisches Tun: eine Tätigkeit.

Weisheit ist ganz allgemein: eine richtige Lebenseinstellung zu haben. Zum Beispiel: sich ein Bild von der "Welt an sich" zu machen, das mit dieser übereinstimmt. Oder: sich von der Ansicht zu lösen, es gäbe eine "Welt an sich". Allerlei ist denkbar.

Nicht denkbar ist jedoch: eine Philosophie, die beansprucht, die "Weisheit" gefunden zu haben. Das wäre ein Widerspruch in sich. Darum kann Philosophie keine Weisheit lehren: Philosophische Äußerungen sind Vorschläge, keine Verkündigungen. Anders als die Sophisten lieben die Philosophen seit altersher nicht den Monolog, sondern den Dialog (neudeutsch: interaktive Kommunikation).

Was die vielen Philosophien zudem eint, ist folgendes: das Bemühen, bestehende Täuschungen zu beseitigen, also zu "ent=täuschen". Sehr unterschiedlich ist hingegen, an wen sich die Philosophien richten. Manche richten sich im Dialog an ausgewählte Menschen, während die große Masse in ihren Täuschungen verharren soll; diese Philosophien stellen Geheimlehren dar. Das nennt man traditionell "Esoterik". Andere Philosophien hingegen wollen den Dialog mit möglichst allen Menschen führen. Sie wollen in globaler Kommunikation eine globale Weltphilosophie entstehen lassen. Das nennt man traditionell "Aufklärung".

Die technischen Möglichkeiten, diese globale Kommunikation in allen Sprachen tatsächlich zu führen, waren immer sehr begrenzt. Doch heute sind sie dank neuer Medien besser als je zuvor.

 

© M.W.Funken 1997 Email. Update: 26.06.1997